LACHGASSEDIERUNG

Viele Menschen haben Angst vor der zahnärztlichen Behandlung.  Geht es Ihnen auch so?

Wenn ja, haben wir eine gute Nachricht für Sie:  Eine Sedierung  (Beruhigung) auf Basis des Lachgases.
Diese Art der  „Narkose“  hilft Ihnen beim Entspannen, wirkt schmerzstillend und Würgereiz hemmend.  Mit moderner Technologie und speziell geschultem Personal wird das Verfahren auch bei uns angewandt.

Lachgas  (Distickstoffmonoxid)  ist ein nicht allergenes und nicht reizendes Gas, welches das zentrale Nervensystem beeinflusst. Die beruhigende und schmerzstillende Wirkung wurde im  19ten Jahrhundert entdeckt und hat sich bis heute millionenfach bewährt.

Über eine Nasenmaske atmen Sie ein Sauerstoff-Lachgasgemisch ein, welches zur Entspannung und Reduzierung von Angstgefühlen führt. In diesem Zustand   sind Sie ansprechbar und können auf jede Situation reagieren. Gleichzeitig lässt aber Ihr Schmerzempfinden und Angstgefühl sehr stark nach.

Die Wirkung ist nach Beendigung der Behandlung innerhalb von wenigen Minuten aufgehoben und Sie können nach kurzer Erholungsphase auch ohne Begleitperson   selbständig die Praxis wieder verlassen oder aktiv am Straßenverkehr teilnehmen.
Dank moderner Medizintechnik ist der Einsatz absolut sicher.  Man empfindet während dieser Sedierung oft Wärmegefühl, Euphorie, Leichtigkeit, manchmal auch ein Kribbeln der Hände bzw. Füße und ein Gefühl einer vollen Entspannung. Sollten Sie  (unerwartet)  die Behandlung nicht so genießen, können Sie jederzeit durch Mundatmung die Sedierung selbständig unterbrechen.

GESCHICHTE DER LACHGASSEDIERUNG

GASE ALS PARTYDROGEN UND JAHRMARKTSBELUSTIGUNG

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts konnte man von einer Operation ohne Schmerzen nur träumen. 1839 schrieb der berühmte französische Chirurg Louis Velpeau: „Die Vermeidung von Schmerzen bei Operationen ist eine märchenhafte Vorstellung und man sollte sich heute nicht mehr damit abgeben.“  Die meisten seiner Zeitgenossen gaben ihm dabei recht. Kaum einer ahnte, dass die scheinbar vergebliche Hoffnung auf schmerzfreie Operationen bald erfüllt werden sollte – und dass die Mittel dazu bereits vorhanden waren. Denn zwei Gase, die schon zu Velpeaus Zeiten als Partydrogen, auf Jahrmärkten oder in Varietés für Belustigung sorgten, sollten bald in den Dienst der Medizin treten:  Lachgas und Äther.

VOM VARIETÉ IN DIE ZAHNARZTPRAXIS: SELBSTVERSUCHE MIT LACHGAS

Am  10. Dezember des Jahres 1844  besuchte der Zahnarzt   Horace Wells (1815–1848) in der Kleinstadt Hart Ford nahe Boston eine solche Varieté-Vorstellung. Dabei beobachtete er etwas Sonderbares: Ein Mann zog sich im Lachgasrausch eine große Wunde im Unterschenkel zu, schien dabei aber keinerlei Schmerz zu empfinden. Niemand sonst fiel diese merkwürdige Begebenheit auf. Doch Wells ließ gleich am nächsten Tag den Varieté-Chef, einen gewissen Colton, in seine Praxis kommen und sich mit Lachgas betäuben. Ein Weisheitszahn, der ihn selbst seit längerem plagte, sollte die Probe aufs Exempel abgeben.  Die Operation glückte – Wells spürte bei der Extraktion des Zahns durch seinen Gehilfen nur ein schwaches Ziehen.

DIE ERSTE LACHGAS-NARKOSE WAR EIN PEINLICHER FEHLSTART

Danach testete der Zahnarzt seine Entdeckung erfolgreich an Dutzenden seiner Patienten, bevor er fünf Wochen später, am 25. Januar 1845, an die Öffentlichkeit ging. Im Massachusetts General Hospital in Boston sollte die narkotisierende Wirkung von Lachgas vor dem berühmten Chirurgen John Collin Warren und anderen wichtigen Persönlichkeiten demonstriert werden. Doch die Vorführung misslang: Wells musste den Ballon mit dem Lachgas zu früh zurückziehen, weil der Chirurg auf einen raschen Beginn des Eingriffs drängte. Die Dosis war zu gering, der Patient schrie auf vor Schmerz und Horace Wells musste unter Hohngelächter den Hörsaal verlassen.

DIE GEBURTSSTUNDE DER MODERNEN ANÄSTHESIE

Inzwischen hatte ein ehemaliger Angesteller und Schüler von Wells, William Thomas Green Morton (1819–1868), das Potenzial von Wells’ Entdeckung erkannt und ebenfalls mit Untersuchungen zur Anästhesie begonnen.  Allerdings benutzte er nicht Lachgas wie Wells, sondern experimentierte mit Äther, einem leichter verfügbaren, da flüssigen Stoff. Nach zahlreichen Ätheranästhesien an seinen Patienten wandte er sich wie vor ihm Wells an den berühmten Chirurgen Warren, um mit seinem Verfahren an die Öffentlichkeit zu gehen. Morton erkannte, dass Äther als Dampf aus einem geschlossenen Behälter eingeatmet werden sollte. Bisher   hatte man ihn auf ein Taschentuch geträufelt, Morton entwickelte einen Glaskolben mit zwei Öffnungen. In diesem befand sich ein äthergetränkter Schwamm. Der Patient atmete durch diesen Glaskolben hindurch die Mischung aus Luft und Äther ein, die Ausatmung erfolgte über ein Ventil.  Das erste halboffene Narkosesystem war geboren. Morton ließ einen Patienten, einen zwanzigjährigen Druckergehilfen, drei Minuten lang Luft aus dem Glaskolben einatmen. Der Mann wurde bewusstlos, und der Chirurg schnitt einen Tumor an seinem Hals in wenigen Minuten heraus. Am Ende der Prozedur stöhnte der Patient, doch nach dem Aufwachen gab er an, keine Schmerzen gehabt zu haben. Am nächsten Tag wurde das Verfahren erneut erprobt – abermals erfolgreich. Das Zeitalter der modernen Anästhesie war angebrochen.

Siegeszug der Inhalationsnarkose


In Europa verbreitete sich die Kunde der ersten Äthernarkose schnell, aber die Skepsis gegenüber der Möglichkeit von schmerzfreien Operationen war so groß, dass man die Sache zunächst als typischen "Yankee-Unsinn" abtat. Doch nach den ersten in Europa durchgeführten Narkosen war der Siegeszug der Ätherbetäubung nicht mehr aufzuhalten. In der Folgezeit schien zunächst das 1831 entdeckte Chloroform Äther als Inhalaltionsmittel der Wahl zu verdrängen, doch es kam dabei immer wieder zu Todesfällen durch Überdosierung, so dass sich ab den 1870er Jahren Äther endgültig durchzusetzen begann. Auch Lachgas erlebte Ende des 19. Jahrhunderts eine Renaissance

Ende mit Selbstmord - unter Narkose


Horace Wells jedoch erlebte den Triumphzug der Anästhesie nicht mehr. Nach der missglückten Lachgas-Demonstration hatte er seine Zahnarztpraxis aufgegeben. Vergeblich versuchte er, als Erfinder der Inhalations-Narkose anerkannt zu werden, doch im frisch entbrannten Streit um diesen Titel konnte er sich nicht durchsetzen. Verbittert und durch viele Selbstversuche mit Lachgas, Äther und Chloroform geistig zerrüttet kam Horace Wells nach einem Säureanschlag auf zwei Prostituierte in das berüchtigte New Yorker Gefängnis ‚Tombs Prison'. Hier beging er am 23. Januar 1848 Selbstmord: er schnitt sich die Beinschlagader auf, zuvor hatte er sich mit Chloroform selbst betäubt