CHIRURGISCHE EINGRIFFE

Liebe Patienten,
die Unterseiten dieses Kapitels behandeln solche Themen wie Weisheitszahnentfernung, Resektion einer Zahnwurzelspitze wie auch Entfernung eines Zahnes

RESEKTION EINER ZAHNWURZELSPITZE

Wurzelspitzenresektion im Frontzahnbereich

Eine   Resektion der Wurzelspitze sollte immer dann durchgeführt werden, wenn der abgestorbene Zahn seitens   seines Zahnhalteapparates erhältlich (also z. B. nicht stark gelockert) ist und über eine normale Wurzelfüllung kein ausreichender Verschluss des Wurzelkanals zur Entfernung der apikalen Parodontitis (Entzündungsherd an der Wurzelspitze) erreicht werden kann. Für diesen Eingriff in örtlicher Betäubung muss das Zahnfleisch, das den Knochen, in dem die Wurzel   sich   befindet,   bedeckt,   aufgeschnitten und zur Seite geschoben werden.
Danach wird der Knochen, der von der Mundvorhofseite die Wurzelspitze des Zahnes bedeckt, mit einer rotierenden Fräse entfernt, sodass die Wurzelspitze auf wenigen Quadratmillimetern frei zu sehen ist. Danach trennt der Zahnarzt diesen wenigen Millimeter langen Wurzelspitzenanteil mit einer weiteren Fräse glatt ab.

Wenn der Zahn bereits vor der Operation eine ausreichende Wurzelfüllung erhalten hat, kann jetzt nach Spülung des Wundgebietes bereits wieder    zugenäht werden.  Andernfalls bringt der Zahnarzt, nach Auffeilen des Wurzelkanals auf eine definierte Größe, im Anschluss eine definitive, dichte    Wurzelfüllung in den Kanal   ein, sodass von der Mundhöhle keine Keime mehr   in die Tiefe in den Knochen vordringen können. Danach erfolgt der Wundverschluss mit mehreren Nähten, die etwa fünf bis sieben Tage nach Operation entfernt werden.
Nach einer Wurzelspitzenresektion sollte die Wunde von außen lokal gekühlt werden. Sport sollte ebenso wie Nikotingenuss für einige Tage vermieden werden.  Im Falle einer Wundinfektion, die im Oberkiefer-Frontzahnbereich bei korrekter Indikationsstellung für diesen Eingriff aber relativ selten ist, wird der Zahnarzt entweder nur ein Antibiotikum verordnen oder auch durch lokale Maßnahmen der Entzündung entgegenwirken. Die ein bis zwei Tage nach Operation bestehende Schwellung wird ebenso wie der Wundschmerz in den Folgetagen abklingen. Gegen die Schmerzen wird ein Schmerzmittel verordnet.

WURZELSPITZENRESEKTION IM SEITENZAHNBEREICH DES OBERKIEFERS

Die Resektion der Wurzelspitze wird notwendig, wenn die Entzündung der Wurzelspitze einschließlich des umgebenden Knochens (apikale Parodontitis) durch konservative Maßnahmen   nicht   zu   beheben ist. Auf dem Röntgenbild stellt sich diese Entzündung als dunkler Bereich rings um die   Wurzelspitze dar. Durch eine im Bereich der Wurzelspitze monatelang ablaufende Entzündungssituation kann es zum Abbau der Knochensubstanz kommen. Ursache hierfür ist eine Wurzelfüllung, die nicht regelgerecht dem Wurzelverlauf folgt und dadurch keinen sicheren Abschluss des Wurzelkanals vor Bakterien aus der Mundhöhle über ihre gesamte Länge gewährleistet.

Die typische Schnittführung für den operativen Zugang geschieht von der Wangenseite. Wegen der erwartbaren Eröffnung der Kieferhöhle wird der Schnitt im Bereich des Zahnfleischrandes gelegt. Damit kann eine Kieferhöhleneröffnung in jedem Fall sicher verschlossen werden. Eventuell muss zusätzlich noch ein Schnitt im Bereich des Zahnfleischrandes auf der Gaumenseite erfolgen, wenn die gaumenseitige Wurzel von der Wangenseite nicht erreichbar ist.  Dies kann entweder in einem späteren Zweiteingriff oder aber auch im selben Eingriff erfolgen.

Nach Abfräsen des bedeckenden Knochens wird die betroffene Wurzelspitze dargestellt und mit einer Fräse um einige Millimeter gekürzt. Diese Kürzung sollte bis in einen Bereich erfolgen, in dem mit der Wurzelfüllung ein sicherer Verschluss der „neuen“, gekürzten Spitze erreicht wird. Nach Kürzung erfolgt die abschließende Glättung der „neuen“ Spitze.
Im Bereich der Wurzeln oberer Oberkieferbackenzähne kommt es oft zu einer operativen Eröffnung der Kieferhöhle, die anatomisch bedingt häufig nicht zu vermeiden ist. Die Nahversorgung des äußeren, wangenseitigen Zugangs erfolgt mittels einiger EinzeIknopfnähte. Zwischen den Zähnen wird jeweils eine Naht von außen auf die Gaumenseite und von dort   zurückgeführt, um die regelrechte Anlagerung der Schleimhaut in dieser kritischen Region zu erreichen.

Wenn ein zusätzlicher Zugang von der Gaumenseite angelegt wurde, sollte ungefähr bis eine Woche nach Operation eine sogenannte Verbandsplatte (durchsichtiger, ca. 1,5 mm dicker Plastikkörper, der über die Zähne geschoben wird und selbsttätig eingesetzt bzw. entfernt werden kann) getragen werden, um eine sichere Wiederanlagerung und damit Heilung der abgeschobenen Gaumenschleimhaut an die Gaumenwölbung zu gewährleisten.
Etwa sechs Monate nach Operation ist bei regulärer Wundheilung die vollständige knöcherne Ausheilung zu erwarten. Auch die Perforation zur   Kieferhöhle ist damit wieder sicher knöchern verschlossen.

OPERATIVE WEISHEITSZAHN ENTFERNUNG IM OBERKIEFER

Die operative Entfernung der Weisheitszähne ist meist durch einen Platzmangel oder ein potenzielles Infektionsrisiko erforderlich. Häufig sind die Weisheitszähne noch von Schleimhaut überdeckt, manchmal sind sie auch verlagert und noch von allen Seiten vom Knochen umgeben.
Ist die Krone des Weisheitszahnes von allen Seiten mit Knochen umgeben, muss dieser zunächst  mit einem Bohrer entfernt werden.

Hebellockerung Mittels eines Hebelinstrumentes wird der Weisheitszahn vom letzten Zahn weg nach hinten losgehebelt und in diese Richtung entfernt.   Hierbei wird der   Knochen durch langsame Hebelbewegungen aufgedehnt. Im Gegensatz zum unteren Weisheitszahn wird der obere praktisch    nie zerteilt, sondern   immer in einem Stück entfernt. Dies liegt vor allem an dem im Vergleich zum Unterkiefer wesentlich weicheren Knochen, der sich viel einfacher aufdehnen lässt. Außerdem ist die operative Übersicht in dieser Region zur sinnvollen Zerteilung ohnehin selten gegeben. Nach der vollständigen Entfernung des  Weisheitszahnes  sieht man das leere, aufgedehnte  Zahnfach, wobei im Bereich der ehemals hinteren Wurzel eine Eröffnung zur Kieferhöhle  (sog. Mund-Antrum-Verbindung)  bestehen kann. Zu beachten ist die räumliche Nähe der Kieferhöhle über bzw. im Bereich der Wurzelspitzen   aller   großen   Oberkieferbackenzähne.   Dies   ist   anatomisch normal, hängt jedoch auch individuell von der jeweiligen Knochensituation ab.

Nahversorgung der Zahnarzt ist verpflichtet, nach der Zahnentfernung – am besten mit   einer   speziellen   Metallsonde – zu kontrollieren, ob eine Kieferhöhleneröffnung vorliegt.  Damit es über aufsteigende Keime zu keiner chronischen Infektion der Kieferhöhle kommt und bei der Nahrungsaufnahme keine Flüssigkeit in die Nasennebenhöhlen und damit auch in die Nase eintritt, muss diese Eröffnung operativ wieder verschlossen   werden. Bei einem vollständig von der Schleimhaut bedeckten Weisheitszahn bedeutet dies lediglich den dichten Nahtverschluss.
Wenn der Zahn jedoch vorher bereits teilweise die Schleimhaut durchbohrt hatte, ist in der Regel eine sogenannte plastische Deckung mit Verschiebung von Gewebe erforderlich, um die Kieferhöhleneröffnung wieder regelgerecht zu verschließen.

OPERATIVE WEISHEITSZAHN ENTFERNUNG IM UNTERKIEFER

Die operative Entfernung der Weisheitszähne ist meist durch einen Platzmangel oder ein potenzielles Infektionsrisiko erforderlich. Häufig sind die Weisheitszähne noch von Schleimhaut überdeckt, manchmal auch verlagert und noch von allen Seiten vom Knochen umgeben.
Die Schnittführung im Unterkiefer darf nicht über die Mittellinie des Kieferkammes hinaus nach innen verlaufen, da hierdurch die Gefahr der Verletzung des Zungennervs besteht.  
Nach Abklappen der Mundschleimhaut wird der Knochen, der die Weisheitszahnkrone umgibt, mit einem Bohrer entfernt.  

Daran anschließend wird die Krone mit der Fräse abgetrennt, um somit Platz für die Entfernung der Wurzeln des Zahnes zu schaffen. Nach Entfernen der Zahnkrone erkennt man die darunter liegende Wurzel. Diese ist bereits in der Mitte zerteilt; sie wird anschließend mit einem Hebelinstrument gelockert und vollständig aus dem Knochen entfernt. Nach vollständiger Entfernung aller Zahnteile wird die Schleimhaut zurück gelagert und die Wunde mit Nähten verschlossen.

Die Möglichkeit der Verletzung des Unterkiefernervs sowie des Zungennervs – beides Gefühlsnerven der jeweiligen Organe – gilt als spezifisches Risiko einer unteren Weisheitszahnentfernung. Davon betroffen sein können die Unterlippe sowie die Zunge jeweils auf der Seite, auf der der Weisheitszahn entfernt wurde. Bleibende Schäden können bei schwierigen Weisheitszähnen nicht immer ausgeschlossen werden, sind jedoch bei erfahrenen Operateuren selten (selbst unter Einbeziehen schwierigster Zähne   bei erfahrenen Operateuren jeweils deutlich unter einem Prozent).  Eine spätere operative  „Reparatur“ der Nerven ist möglich, jedoch nicht immer erfolgreich. Hierzu ist auch anzumerken, dass die meisten Weisheitszähne unkompliziert verlagert und somit vom erfahrenen Chirurgen unproblematisch zu entfernen sind. Operationsrisiken nehmen mit steigendem Patientenalter deutlich zu, weshalb entsprechende Weisheitszähne aus diesem Grund vor dem 25. Lebensjahr entfernt werden sollten.